Leseprobe

 

                                                                                                Seite 92

 

Durch die Beschäftigung mit diesem Forum wurde mein Verlangen nach Frauensachen wieder deutlich stärker. Allein schon deswegen, weil ich merkte, dass ich nicht allein war und mitbekam, was die anderen so machten. Sie gingen sogar in die Öffentlichkeit und trafen sich zum Beispiel bei Stammtischen. Auch die Macher des Internetforums organisierten Treffen und Veranstaltungen in geschützten Be- reichen, sodass alle, die sich nicht in die Öffentlichkeit trauten, sich mal mit Gleichgesinnten zusammensetzen konnten.

Ich fand das sehr verlockend und wäre damals auch gerne zu so einer Veranstaltung gegangen, aber leider waren diese immer mehr als 500 Kilometer entfernt von meinem Wohnort und das war für mich, aus den verschiedensten Gründen, nicht machbar.

Auch Silke konnte durch dieses Forum nun wesentlich besser mit der ganzen Sache umgehen. Sie hat sich zwar selbst nicht dort ange- meldet, hat aber sehr oft mitgelesen, was ich dort geschrieben habe und was die anderen so schrieben. So konnte sie mich nun Stück für Stück besser verstehen und hatte viel Zeit, die sie haben wollte und auch bekommen sollte, sich mit der ganzen Thematik zu beschäftigen.

 

 

                                                                                            Seite 124

 

Ich war sprachlos und konnte nicht glauben, was mir der Doktor da gerade gesagt hatte. Ich wollte ja eine Antwort darauf haben, warum ich diese Probleme mit dem Bein hatte. Aber doch nicht so eine! Ich machte mich wieder auf den Weg nach Hause.

Auf der Fahrt machte ich mir Gedanken darüber, ob ich mit so einer Krankheit leben konnte oder ob es nicht doch besser wäre, gegen einen Baum zu fahren. In dem Moment sah ich einfach keinen Sinn mehr in meinem Leben. Ich wusste ja nicht einmal, ob ich jemals wieder arbeiten gehen könne. Die Meisterschule war somit auch sinnlos und unsere ganze Existenz stand auf dem Spiel. Alles, was wir uns in harter Arbeit geschaffen hatten, müssten wir aufgeben. Und ob Silke noch mit einem Mann, der sich nicht nur als Frau fühlt, sondern auch noch unheilbar krank ist, zusammen sein möchte, war auch ungewiss.