ANKER-STONES

Die Idee der Anker-Stones geht auf das gegen 1875 von den Brüdern Gustav und Otto Liliental entwickelte Verfahren zum Pressen von Gesteinsmehl zurück. Diese Entwicklung griff Friedrich Adolf Richter auf und brachte die weltbekannten Ankersteine aus Rudolstadt auf den Markt.

 

Bei den von mir erwähnten und dargestellten Steinen handelt es sich aber nicht um die weltbekannten Ankersteine sondern sie haben ihren Ursprung in dem etwas weniger bekannten B.O.B (Bauen ohne Bindemittel)-System, das bereits Anfang der 60er Jahre im sächsischen Waldheim entwickelt wurde.

 

Die Idee eines Bausteines, der ohne Verbindungselemente auskommt und allein durch ein ausgeklügeltes Noppensystem stabile Konstruktionen ermöglicht, wurde damals direkt von den staatlichen Führungskräften der DDR aufgegriffen und ein ähnliches Produkt wurde auf den Markt gebracht, was den Hersteller der B.O.B. Bausteine aufgrund der Mangelwirtschaft der damaligen Verhältnisse zur Aufgabe seiner Fertigung zwang. Die Produktion wurde vom Spielwarenhersteller Zrost in Taucha bei Leipzig übernommen.

 

Die alte Spielzeugwarenfabrik Zrost, oder zumindest was heute noch davon übrig ist, findet man in der Freiligrathstraße in Taucha. Vor 1990 gehörte das ehemalige Fabrikgelände von ca. 14.000 qm dem VEB Zelta Pouch, die in der Fabrik Zelte und Medizinbälle herstellten. Diese wurden auch schon zu Kriegszeiten dort produziert. Nachdem das Gelände in die Hände der Treuhand überging, wurde es in zwei Teile aufgeteilt. Der heute noch übrig gebliebene Teil ging im Jahr 1991 an einen Unternehmer über, der daraus eine Sattlerei machte. Der zweite Teil wurde ab 1993 an die Zrost Spielwaren GmbH & Co.KG, die die bekannten Bausteine Anker-Stones produzierten, vermietet.

 

Auch dieser Versuch, das Bausystem unter einem neuen Namen auf den Markt zu bringen, wurde einige Jahre später trotz erfolgreicher Abnahme in allen Weltteilen wieder eingestellt. Seit 2007 produziert nun der brandenburgische Hersteller AS-Manufaktur unter dem Namen KINGSTONES die ursprünglichen Kalksandsteinbausteine mit den genialen Noppen.

 


Bauen ohne Bindemittel

Das Prinzip, ohne Nägel, Schrauben oder Kleber stabile Baumodelle zu schaffen, kennen viele von den bekannten LEGO Bausteinen. Im Gegensatz zu diesen bestehen die Anker-Stones beziehungsweise heute die KINGSTONES Bausteine jedoch aus vollständig natürlichen Rohstoffen und werden ökologisch korrekt hergestellt. Marmormehl (=Kalksandstein), Wasserglas und Farbpigmente werden unter hohem Druck zusammengepresst und im Ofen gebrannt, um die Steine stabil und haltbar zu machen. Neben den klassischen rötlichen Bausteinen in verschiedenen Größen werden so schwarze, weiße, gelbe, blaue und grüne Steine gefertigt, die den Baukreationen zusätzliche optische Reize verleihen und eine tolle Ergänzung darstellen.

 

Die Bausteine besitzen Kopplungselemente an ihrer Ober- und Unterseite, wodurch sie rutschfest übereinander gestapelt und so sehr große Bauwerke errichtet werden können. Durch das bauen mit Anker-Stones lassen sich nicht nur authentisch wirkende Mauerverbände und Bauwerke errichten, man entwickelt zudem eine Planungsfähigkeit seiner Gebäude und fördert das logische, räumliche Denken sowie die Feinmotorik.

 

Und genau diese Punkte brachten mich auf die Idee als erwachsene Frau wieder mit Bausteinen zu „spielen“, welche ich bereits aus Kindertagen kannte und mit denen ich groß geworden bin.

Okay, eigentlich brachte mich meine Meisterausbildung wieder zu diesen Steinen, da ich während der Ausbildung mit ihnen realistische Mauerwerksverbände darstellen sollte. Was auf Grund der naturgetreuen Formen und Größen sehr gut möglich ist. Der eigentliche Grund, warum ich bereits während der Ausbildung zur Maurermeisterin mit diesen Steinen konfrontiert wurde, war die Erkrankung an Primär Progredienter Multipler Sklerose (PPMS), welche 2010 diagnostiziert wurde und ich mich mitten in der Meisterausbildung befand. Bereits zu diesem Zeitpunkt war es nicht mehr möglich praktische Arbeiten selbstständig auszuführen, weil das Gehen nur noch begrenzt möglich war und die linke Hand auch nicht mehr so richtig zu gebrauchen war. Das fachlich theoretische wusste ich alles und welche Handgriffe, für welche Arbeiten auch immer, notwendig waren, auch. Nur der Körper wollte nicht mehr!

Aber ich wollte unbedingt noch meine Meisterausbildung erfolgreich abschliessen. Damit das möglich war musste die Handwerkskammer und mein Ausbildungsleiter eine Möglichkeit suchen, um mir die praktische Prüfung unter den gegebenen Umständen zu ermöglichen.

Sie fanden eine Lösung und meine Aufgabe war eine Schalung herzustellen. Eigentlich kein Problem nur da der Körper sich nicht mehr so richtig bewegen wollte, dauerte alles viel zu lange. Wodurch die Bewertung meiner Aufgabe nur mit ausreichend bewertet werden konnte. Aber das reichte um die Prüfung zu bestehen! Heute darf ich mich zwar Maurermeisterin nennen, aber leider blieb mir am Ende nur der Ruhestand. Mit den Anker-Stones beschäftige ich mich, dank der Meisterausbildung, immer noch.

Denn während ich mich mit den Steinen beschäftigte, habe ich, wie schon erwähnt, gemerkt, das ich damit die Hände und Finger (Feinmotorik) sowie das logische, räumliche Denken sehr gut trainieren kann und das mir das richtig gut tut. So kam ich auf die Idee diese Steine als Therapiesteine (Ergotherapie) zu nutzen.

 

 

Aller Anfang ist schwer, beziehungsweise in diesem Fall noch relativ klein.

Auf Grund der sehr geringen Anzahl an Steinen die mir anfangs zur Verfügung standen, konnte ich nur kleine Gebäude bauen, der therapeutische Nutzen war aber dennoch sehr groß.

Wie man auf dem Bild auch sehen kann ist der Nachteil an diesen, aus natürlichen Materialien hergestellten Steinen, das sie beim Bauen eine ganze Menge Schmutz / Staub verursachen und damit eine große Ablehnung bei vielen Eltern erzeugen. Was eigentlich sehr schade ist, denn das Bauen mit diesen Steinen fördert das logische räumliche Denken, die Feinmotorik, sowie die Planungsfähigkeit und damit die Entwicklung ihrer Kinder.

 

Leider war es gar nicht so einfach diese Steine zu bekommen.

Okay, die KINGSTONES hätte ich damals schon kaufen können. Aber preislich war dies nicht so wirklich möglich und so machte sich meine Frau auf die Suche nach gebrauchten Steinen und wurde ab und an mal in Berlin, Leipzig, Jena und anderen Orten zu sehr guten Preisen fündig.

So konnte ich meine Therapie mit ca. 50 kg Steine beginnen.

 

Das erste Haus 2012 hatte folgende Masse:

Länge 60 cm / Breite 40 cm / Höhe 35 cm und ein ca. Gewicht von 40 kg

 

 

Ab und an bin ich doch ein wenig träge und leider ist nicht jeder Tag gleich gut, denn die MS hat meinen Körper schon so einigermassen in ihrer Gewalt und bestimmt mal mehr, mal weniger die Bewegungsfähigkeit der Hände und Beine.

 

Naja, und dann habe ich noch ein paar andere Hobbys, die auch ihren Zeitanspruch und meine Kräfte einfordern! Was aber vollkommen okay ist, denn es ist mir sehr wichtig immer so aktiv wie möglich zu sein. Und so lagen zwischen dem ersten Haus und dem zweiten, etwas grösserem Projekt, fast zwei Jahre.

 

 

Da ich in der Zwischenzeit, meinen Vorrat an Steinen etwas vergrößert hatte, standen mir für das zweite Haus etwa 150 kg Steine zur Verfügung. Leider waren es nicht immer die richtigen und oft fehlten schon mal der ein oder andere kleine Stein, um das Projekt so umzusetzen wie ich es mir vorstellte.

 

Es war nun auch nicht mehr möglich in dieser Größenordnung auf dem Wohnzimmertisch zu bauen, so das ich mit meinen Steinen in ein anderes Zimmer umzog und dieses mit dem dafür passenden Tisch zum Bauen einrichtete.

 

 

 

Das zweite Haus hatte seiner Zeit eine Größe von 70 cm in der Länge, eine Breite von 70 cm und eine Höhe von 60 cm. Das Gewicht lag bei etwa 100 kg. In der Mitte des fast quadratischen Hauses war ein Rundbau mit einem Durchmesser von etwa 30 cm. Für diese Konstruktion, einschliesslich des Daches, benötigt man ziemlich viele kleine Steine, welche ich noch nicht in diesem Umfang vorrätig hatte, was die Umsetzung dieser Idee doch etwas schwierig machte.

 

 

Irgendwie hatte die Firma Zrost eine Vorliebe für runde Steine, denn diese hat man immer wieder im Überfluss dabei wenn man Steine zum kaufen findet. Was soll man aber ausgerechnet mit den runden Dingern anfangen? Naja, so richtig ist mir da auch noch nichts eingefallen.

Da das dritte Haus noch etwas größer war als sein Vorgänger, Länge 110cm, Breite 70cm, Höhe 100cm, nutzte ich die runden Steine für Säulen im Inneren des Gebäudes, um die Dachkonstruktion zum tragen zu bringen.

Ausserdem habe ich versucht drei runde Erker an einer Seite zu bauen, was mir auch ganz gut gelungen ist. Zum Training der Fingerfertigkeit und für die Koordination der Hände war dieses Haus besonders schwierig aber auch gut.

Auch wenn das Haus schon ziemlich groß war und es knapp 180 kg verschlang, so war ich damit noch nicht so richtig glücklich. Mein Wunsch war es so richtig groß zu bauen, aber woher sollte ich die vielen Steine nehmen??

 

 

Da hat man echt tolle Ideen für große Bauprojekte, aber leider nicht die erforderliche Menge an Steine. Das änderte sich aber glücklicherweise Mitte 2017. Ich hatte die einmalige Gelegenheit 500 Kilo, zu einem sehr guten Preis mit einem mal zu kaufen und wir setzten dieses bekloppte Vorhaben auch tatsächlich um. Danach fanden sich zwar öfter noch ganz gute Angebote, aber die Mengen hielten sich in überschaubaren Größen, zwischen 10 und 50 Kilo. Aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist und so ist mein Materialbestand auf etwas über 1000 Kilo gewachsen und endlich konnte ich anfangen meine Ideen umzusetzen.

 

Ganz so einfach war es dann leider doch nicht. Zum einen brauchte ich den erforderlichen Platz. Dann habe ich ein etwas trampeliges Kind (unseren Hund) der den ganzen Tag an meiner Seite ist und jeden Versuch etwas direkt auf dem Fussboden zu bauen würde mein Schatz ohne Skrupel zerstören. Also brauchte ich einen Tisch oder ähnliches auf dem ich bauen konnte.

Ein eigenes Zimmer für meine verrückten Ideen war schnell gefunden. Na ja und ein Tisch eigentlich auch, nur die Kosten überstiegen wie so oft die eigentliche Planung und zu allem Wahnsinn schnitt ich von diesem

2,10 m x1,0 m aus Sheeshamholz bestehenden Tisch, welches etwa 9 x härter als Eiche ist, auch noch die Beine ab. Jetzt hat er nur noch eine Höhe von 55cm und ich genügend Freiraum, um auch gut in die Höhe zu bauen und unter dem Tisch ist viel Platz um eine ganze Menge Steine zu lagern.

Ein weiteres ganz großes Problem waren die Steine, denn diese waren nie neu und sehr oft von den Vorbesitzern aus Unwissenheit schlecht gelagert, so dass sie immer sehr staubig und oft leichten

trockenen Salpeterbefall hatten, welcher auf Grund des Materials in Verbindung mit einer zu feuchten Lagerung entsteht. So hatte ich die Aufgabe, vor dem eigentlichen Bauen jeden einzelnen Stein, trocken abzubürsten. Hin und wieder musste man feststellen das die Steine gut bespielt und die Ecken doch ziemlich rund waren. Aber die 500 Kilo, die ich zusammenhängend kaufen konnte, erwiesen sich nach dem Saubermachen als neuwertig. Was mich immer noch irrsinnig freut und da ich für´s Kilo „gerade“ mal 1€ bezahlt habe, was bei dieser Menge natürlich auch Wahnsinn ist, ist der Aufwand mit dem Saubermachen etwas gerechtfertigt. Auch bei den kleinen Mengen, lagen die Anschaffungspreise zwischen 0,8€ -1,5€ je Kilo. Was soweit ganz okay ist. Gut, bei so einer großen Menge an Steinen kommt natürlich auch eine stolze Summe zusammen, aber welches Hobby ist schon günstig und dann habe ich ja nicht nur den Spassfaktor, sondern noch einen therapeutischen Nutzen, was die ganze Sache, noch etwas legitimiert.

Wenn ich aber sehe was manche für Preise verlangen, dann muss ich echt sagen das ich da eine echte Kapitalanlage in meinem Zimmer stehen habe, grins. Ne, mal ohne Quatsch 5€ und mehr für gebrauchte Steine zu verlangen, ist völlig hirnrissig und mehr als daneben. Aber okay, man muss da ja nicht kaufen, ich wollte es nur mal so nebenbei erwähnen, weil ich mich über solche Angebote leider immer aufregen muss!

 

 

Aber gut jetzt mit dem vielen erzählen.

 

Am 05.11.2018 war Baubeginn meines ersten großen Projektes. Die Grundrissmaße sind in der Länge 1810 mm, in der Breite 800 mm und die Höhe kam am Ende auf 1510 mm.

 

Die Aussenwände habe ich auf Grund der zu erwartenden Höhe, der möglichen Auskragungen (Vorsprünge in der Fassade), der Dachkonstruktion und damit aus statischen Gründen zwei Steine breit gewählt, also 4 Noppen. Weiterhin habe ich mich dazu entschlossen zwei Noppen breite Zwischenwände in das Gebäude zu bauen um so mehr Stabilität und mehr gestalterische Möglichkeiten für die Aussenwände zu bekommen. Auf Zwischendecken konnte ich so verzichten.

 

Die Dachkonstruktion wurde wie bei einem richtigen Haus aus Holz gebaut und kommt auf 1,9 m². Zum einen war die zu überdeckende Spannweite meines Erachtens doch ziemlich groß und auch wenn man es mit Steinen bauen hätte können, dann läge das Gewicht des Daches alleine bei etwa 500 Kilo, was aus statischen Gründen nur schwer möglich wäre, auch wenn der Tisch extrem stabil ist. Na ja und die erforderliche Menge an Steine habe ich dann auch nicht. Ausserdem arbeite ich auch gerne mit Holz, wodurch das Dach doch noch mal eine ganze Menge an Kosten verursacht hat. Aber so ist das bei Großprojekten! Die Bauzeit war letztendlich nicht so wichtig darum konnte ich mir auch einige längere Pausen leisten und keiner hat mich wegen Verzug angemahnt, wodurch die Fertigstellung erst im Februar 2020 war. Die eigentlich Bauzeit lag aber bei etwa 750 Stunden.

 Das Gesamtgewicht kann ich erst ermitteln, wenn ich das Haus wieder abbaue. Ich schätze es im

 Moment auf etwa 600 Kilo. Auf jeden Fall ist es gewaltig, denn der sehr stabile Tisch hat angefangen sich auf die gesamte Länge durchzubiegen, so das ich ihn in der Mitte noch unterstützen musste und nun versuche ich ihn wieder etwas gerade zu bekommen, in dem ich ihn einmal im Monat in der Mitte um 1mm hochdrehe. Irgendwie funktioniert das auch, denn die Durchbiegung hat sich etwas verringert.

 Von diesem Projekt habe ich eine ganze Menge Bilder gemacht (etwa 300, wovon 21 in die engere Auswahl kamen und nun hier veröffentlicht wurden). Wenn Ihr sie anklickt könnt Ihr sie vergrössern und Euch Details genauer anschauen. Am Ende sagen die Bilder eh mehr als alles was ich hier schreibe.

 

Ach so, eine Planung habe ich für dieses Haus nicht gemacht, so wie ich das nie tue. Ich bau einfach drauf los und wenn mir etwas einfällt dann versuche ich das irgendwie umzusetzen. Na ja und dann kommt halt so etwas dabei heraus.

 

 Mal sehen was als nächstes auf den Tisch kommt. Ideen habe ich einige, aber was es am Ende wird ?

 

Lasst Euch überraschen!!

 

 

 

 

Nun habe ich es endlich übers Herz gebracht und Platz für Neues geschaffen. Ich konnte mich irgendwie nicht von dem tollen großen Haus trennen, aber um etwas Neues entstehen zu lassen, blieb mir nichts anderes übrig, als es dann doch mal abzubauen.

 

Für alle die etwas Statistik mögen oder einfach nur wissen möchten, wie viele Steine man für so ein großes Objekt braucht, habe ich mir beim Abbauen und Einsortieren der Steine in die Kisten die Mühe gemacht und alle gewogen und am Ende ist ein Gesamtgewicht von 520 kg heraus gekommen; was rein rechnerisch ca. 52200 Steine ergibt welche verbaut wurden.

 

Leider macht uns allen Corona das Leben weiterhin sehr schwierig und zu dem kam nun auch noch ein massiver Wintereinbruch wie es ihn schon sehr lange nicht mehr gab. Okay in meiner Jugend waren Temperaturen bis -20ºC

 

und 30 cm Neuschnee nichts Ungewöhnliches, aber das ist halt auch schon lange her und dummerweise hat man verlernt was ein ganz normaler Winter ist.

 

Damals hat aber auch das Laufen noch ganz gut geklappt und ich musste mich nicht mit dieser doofen MS herumärgern. Jetzt mit Rollstuhl und dem Schnee ist das fahren in diesem Zeug besonders schwierig und die eisigen Temperaturen lassen zudem dann auch noch die Finger an den Greifreifen erfrieren. Also Winter und Rollstuhl, das passt einfach nicht zusammen. Aber mir bleibt nichts anderes übrig mich auch an solche Bedingungen zu gewöhnen, denn leider schreitet die Krankheit zwar langsam aber kontinuierlich, wie das bei dieser sehr aggressiven Form der MS bekannt ist, fort und die Einschränkungen schleichen sich weiter in meinen Alltag.

 

Darum versuche ich auch therapeutisch viel, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und bin sehr froh eine sehr gute Physiotherapie sowie eine ebenso gute Ergotherapie gefunden zu haben.

 Diese Therapien bewirken auch eine sehr hohe Umsetzungskompetenz, also die Willenskraft Pläne in tatsächliche Ergebnisse umzusetzen und nun komme ich endlich zu meinem neuen Projekt mit diesen tollen Steinen.

 

             Der Leuchtturm Holtenau

 

Anfangs hatte ich echt keine Ahnung das der Grundriss dieses Turms ein Achteck ist und welche Maße er hat, also Länge, Breite und Höhe war mir ebenfalls nicht bekannt. Erst nachdem ich mich damit intensiv beschäftigt habe und dann noch glücklicherweise ein Modell aus Pappe im Maßstab 1:100 zum Zusammenbauen beim Deutschen Schifffahrtsmuseum gefunden habe, wurde mir so langsam bewusst, was ich da vorhabe. Okay, die Grundrissmaße in der Gesamtlänge mit 9,40m und einer Breite von 8,20m sind nun nicht das beeindruckendste. Das Pappmodell wirkt auch ziemlich klein und das Ausschneiden und Zusammenkleben war schon eine echte Herausforderung, besonders wenn die Hände nicht mehr so ganz das machen, was sie sollen.

 

Da die Grundrissmaße nicht so das Größte sind, habe ich mir überlegt, den Turm aus Ankersteinen im Maßstab 1:10 zu bauen. Um ihn dann auch in der ganzen Höhe bauen zu können, konnte ich dieses Mal nicht den Tisch nutzen, sondern musste direkt auf dem Fußboden beginnen.

 

So ist es theoretisch möglich, die gesamte Höhe ins Zimmer zu bekommen. Ob ich es am Ende aber noch schaffe ihn im Stehen fertig zu bauen, weiß ich leider noch nicht. Die ersten sind aber mit meinen Einschränkungen sehr angenehm zum Bauen. Durch die geringen Grundrissmaße kann ich mich bequem rundherum bewegen. Anfangs auf allen vieren, also im Knien und später im Sitzen. Es ist sogar möglich mit dem Rollstuhl rundherum zu fahren. Hat auch mal was!

 Na ja und mit dem Rest muss ich dann mal sehen.

 

Da ich dieses Mal etwas nachbauen wollte, war es dann auch notwendig eine genaue Planung zu machen. Die Maße hatte ich ja anhand des Modells und so habe ich, ganz traditionell, eine maßstabsgetreue Zeichnung erstellt und diese dann ausgeschnitten und auf das Brett, welches als Unterlage dient, gelegt.

 

So weit so gut, aber wie baut man mit den Ankerstones nun dieses Achteck.

 

Aufgrund der Noppen die diese Steine haben ist es leider nicht möglich die Seiten des Achtecks direkt zu verbinden, also habe ich mich dafür entschieden, sie mit kleinen Steinen, möglichst dicht aneinander, jede Seite einzeln zu stellen. Und weil es am Ende doch eine gewaltige Höhe wird und damit auch alles hält, habe ich die Wände dieses Mal 6 Noppen breit gebaut. Zudem möchte ich versuchen, das Achteck komplett mit Steinen zu überspannen und den runden Turm dann daraufzustellen. Ich glaube zwar nicht, das eine Länge von etwa 55 cm freitragend zu überspannen möglich ist, aber einen Versuch ist es wert.

 

Es bleibt also spannend!

 

Nun sind irgendwie schon wieder einige Wochen, in denen ich hier nichts geschrieben habe, vergangen. Aber dafür habe ich fleissig gebaut und nun gibt es auch gleich noch einige neue Bilder vom Turm.

 

Leider war es nicht möglich mit diesen Steinen ein Kreuzgewölbe zu bauen, welches die 55cm vom Achteck freitragend überspannt, um dann noch denn restlichen Turm mit einer Höhe von etwa 1,6 m und etwa 300kg darauf zu stellen. Ich habe mich in diesem Fall dann doch für eine 21mm starke Multiplex-Platte entscheiden und sie versucht so gut wie möglich unkenntlich zu machen. Bei dem seitlichen Turm mit seinen 32cm Durchmesser brauchte ich aber nicht in dieser Art zu schummeln. Das Dach wurde komplett freitragend gebaut.

 

Anfangs sah dieses Projekt doch etwas klein aus. Nachdem aber nun etwa die Hälfte fertig ist, sieht die ganze Sache doch etwas anders aus. Es ist auch echt irre wie viele Steine ich da schon wieder verbaut habe. Besonders sind es dieses mal irre viele kleine Steine. So zum Beispiel sind es etwa 3000 Einer die bereits verbaut sind. Bisher habe ich eine Höhe von 1,10m erreicht, was immer noch ganz gut im Sitzen geht und was auch noch etwas länger möglich sein wird.

 

Nach langer, langer Pause geht es nun endlich weiter mit meinem Leuchtturmprojekt.

Das es leider nicht möglich war das Achteck mit seiner freien Länge von 55cm zu überspannen, habe ich noch vor der Sommerpause feststellen müssen.

Ich habe dann den gesamten Bereich des Achtecks mit einer 25 mm starken Multiplex Platte abgedeckt, was auf Grund der freien Spannweite und dem darauf befindlichen Gewicht die richtige Entscheidung war; genau wie die starken Mauern des Achtecks. Denn nun habe ich die Unterkante des Leuchtfeuers erreicht und es ist dann doch ein irres Gewicht von etwa 300kg zusammengekommen, was man beim ganz genauen Hinschauen an der Platte sehen kann, denn diese biegt sich bereits geringfügig durch. Die bisher erreichte Höhe des Models, sind staatliche 1720mm, was im Original 17,20m entspricht. Die restliche Höhe ergibt sich nun aus dem Leuchtfeuer und dem darauf befindlichen Dach. Das Leuchtfeuer werde ich aus Holz bauen, da es im Original ja aus Stahl ist. Aus den Steinen würde es sich auch nicht so bauen lassen.

Zumal mein Turm auch ein Licht wie das Original bekommt, welches sich dann dreht.

Wenn schon, denn schon!

Mal sehn ob ich dies auf Fotos festhalten kann?

Auf die Holzkonstruktion werde ich dann das Dach aus Steine bauen und wenn das Leuchtfeuer mit dem Dach, welches ich im Sitzen baue, fertig ist, werde ich es in einem Stück auf den Turm drauf setzen, das sollte ich noch hinbekommen und wenn nicht, dann bekomme ich Unterstützung von einem guten Freund. Auf jeden Fall wird dieser Turm noch fertig, ob nun noch in diesem Jahr oder eher im Januar, das kann ich noch nicht genau sagen, aber er wird fertig. Bei zukünftigen Projekten, sollte ich glaube, nicht mehr so hoch sondern mehr in die Länge und Breite bauen, denn das ist nun schon weit über meine Möglichkeiten, welche mir die Krankheit noch lässt.

 

 

 

 

 

Unterhalb des Leuchtfeuers befindet sich die Ausschmückung, Reichsadler mit Kaiserkrone

 

 

 

 

An der Fassade befindet sich eine Gedenktafel mit folgender Aufschrift: Kaiser Wilhelm II. vollzog die Weihe des Nord-Ostsee-Kanals und übergab ihn dem Weltverkehr am 21. Juni 1895.

Der Bau des Leuchtfeuers

Nun ist der Turm doch noch im Jahr 2021 fertig geworden und auch das Leuchtfeuer hat Licht und dreht sich wie beim Original. Das Bauen des Leuchtfeuers mit dem darauf befindlichem Dach so wie das Geländer, waren wie erhofft recht entspannt, da ich das meiste im Sitzen bauen und dann im ganzen darauf setzen konnte.

 

Als ich mit dem Turm angefangen hatte, empfand ich den Grundriss als nun nicht so besonders groß und zu dem Haus, welches ich zuvor gebaut hatte, ist er das auch nicht. Aber mit seiner Gesamthöhe von 2,0 Metern ist es doch ein imposantes Objekt geworden.

 

Bei diesem Gebäude war aber auch nicht die Größe das interessante, sondern die Herausforderung diesen Turm im Masstab 1:10 so originalgetreu wie möglich mit den Ankerstones zu bauen. Da die Steine rechteckig sind und durch ihre Noppen einem gewissen Raster unterliegen, waren dann doch einige Kompromisse erforderlich,was nicht immer ganz einfach war und mich immer wieder vor neue Herausforderungen stellte. Nach einer Bauzeit von 300 Stunden, irrsinnig vielen verbauten kleinen Steinen (besonders viele einer) ist mein Nachbau dem Original doch ziemlich ähnlich gekommen.

 

Wenn ich den Turm wieder abbaue werde ich mal die verbauten Einer zählen, denn das interessiert mich besonders und dann werde ich auch wieder das verbaute Gesamtgewicht ermitteln. Dieses wird sicherlich deutlich unter dem des großen Hauses liegen, aber wenig ist es auch nicht.

 

Gedanken für ein nachfolgendes Projekt gibt es auch schon und dieses wird dann wieder frei nach meinen Ideen und dann wahrscheinlich mal besonders groß sein. Aber nun bleibt der Leuchtturm erst mal eine Weile stehen denn den finde ich besonders schön!

 

Nachdem der Leuchtturm etwa ein halbes Jahr stehen durfte, hatte ich nur sehr wenig Zeit ihn abzubauen.

 

Der Grund dafür waren massive Umbauarbeiten an unserem Haus, wodurch ich nun im ganzen Haus mit dem Rolli gut zurecht komme. Dadurch musste auch mein Bauzimmer aus der oberen Etage ins Erdgeschoss umziehen.

 

Das alles war irre anstrengend und da ich selber, ausser der Planung, nichts mehr machen kann, waren wir auf die Unterstützung ganz vieler Freunde angewiesen. An dieser Stelle möchte ich allen fleißigen Helfern nochmal ganz, ganz doll danken.

 

Dieser ganze Umbau hat acht Monate gedauert, wodurch ich leider sehr lange nicht mehr zum Bauen mit den Ankerstones und zum Schreiben hier auf meiner Seite gekommen bin.

 

 

 

Am ersten Oktober 2023 konnte ich endlich, auf etwas mehr Platz im neuen Bauzimmer, mit meinem neuen Projekt starten. Aber dazu gleich mehr!

 

 

 Zuerst möchte ich wie versprochen aber einige Zahlen zum Leuchtturm erwähnen.

 

 

 

Steine

Stück

kg

1er

6750

10,13

2er

4800

14,4

3er

1700

7,65

4er

1500

9,9

4er / 2x2

2960

17,76

6er / 2x3

8550

76,95

8er / 2x4

15300

183,6

12er / 2x6

732

13,17

16er / 2x8

483

11,59

Gesamt

42775

344,24

 

 

Der Leuchtturm ist nun doch etwas „kleiner“ als mein erstes Großprojekt. Aber auch dieses Gebäude war, wie man sieht, sehr materialintensiv. Besonders die vielen kleinen Steine, die in den runden Türmen verschwunden sind, sind schon irre.

 

Der Nachbau dieses wunderschönen Leuchtturms war doch eine echte Herausforderung. Oft war es nicht einfach verschiedene Details umzusetzen; besonders die runden Türme, das Kegeldach und das Leuchtfeuer.

 

So ein Nachbau ist schon mal sehr interessant, dennoch fehlt mir dabei die Möglichkeit die eigene Kreativität einfliessen zu lassen.

 

 

 

 

 

Okay, jetzt kommen wir endlich zu meiner neuen Idee.

 

Der Plan ist es, ein großes Schloß, bestehend aus zwei Gebäuden, welche mit einem Mittelteil über einen Fluß verbunden sind, zu bauen. Dieses Gebäude bekommt ein komplettes Innenleben. Das bedeutet, das dieses Haus Zwischenwände, Türen, Decken und Treppen bekommt und das es komplett mit Playmobilfiguren begehbar ist. Das Ganze wird auch wieder eine irre Herausforderung, weil alles auch noch selbsttragend werden soll! Mal sehen was mit diesen Steinen ohne Bindemittel möglich ist!

 

Das einzigste wo ich Hölzer verbauen werde, sind die Decken, weil ich für dieses Haus Holzbalkendecken vorgesehen habe. Ganz ohne Holzarbeiten kann ich eben doch nicht. Es sieht zum einen toll aus und ich arbeite eben auch gerne in Kombination mit Holz.

 

Ansonsten werden keine Hilfshölzer, um irgend welche Öffnungen zu überbrücken, verbaut.

 

Naja und weil ich mittlerweile einen Materialbestand von 2000 kg habe, freue ich mich nun endlich ein sehr großes Haus, für das ich mir vorgenommen habe etwa 1000 kg zu verbauen ,frei nach meinen Ideen zu gestalten.

 

Natürlich gib es auch wieder viele Bilder, die ich teilweise, ausführlich erläutern werde.

 

 

 

 

 

 

 

 

Darf ich vorstellen, die Bauherrinnen!

 

Das erste OG vom ersten Bauabschnitt ist nach Zeitablaufplan fertig gestellt und die Kosten sind auch im Rahmen geblieben.

 

 Es war gar nicht so einfach eine Treppe in den linken runden Turm zu bauen, aber sie ist drin und auch wie gewollt mit den Playmobilfiguren begehbar. Hier sieht man die Treppe vom EG zum 1.OG.

Hier hat man einen schönen Einblick in das große Treppenhaus, welches bisher über zwei Etagen offen ist. Die Säulen sind bisher 40 Schichten hoch und an dieser Stelle habe ich sie mit einem Holz gesichert. Ansonsten wäre ein Weiterbauen unmöglich, aber sie sollen noch etwas höher werden, bevor die Kreuzbögen die ganze Sache abschließen. Die Säulen gehen aber durch die Hölzer durch und tragen das Gewicht immer noch selber. Die Sicherung verhindert aber das Abknicken, was bereits nach 30 Schichten schon problematisch war.

 

Die Treppe im runden Turm vom 1.OG zum 2.OG auf der die Bauherrinnen weiterhin nach oben kommen.

 

Hier sieht man meine Spielerei mit den Holzbalkendecken, damit die theoretische Begehbarkeit gewährleistet ist. Dies ist die Decke über dem ersten OG.

 

Diese Holzbalkendecke könnte man aber auch weglassen und es würde dennoch alles halten!

 

 

Auch auf der Baustelle ist nun Ruhe eingekehrt und es ist Weihnachten 2023!

Nun sind schon wieder zwei Monate vergangen und auf der Baustelle hat es einige Fortschritte gegeben.

Das Ganze ist nun auch ein, zum Teil, kleines Gemeinschaftsprojekt mit unseren Berliner Freunden geworden. Denn sie hatten so ein paar Ideen zur Brücke, welche eigentlich schon zu zwei dritteln fertig war; dann aber doch noch mal bis auf das Fundament zurück gebaut wurde, um noch die Nischen einzubauen, um die Bögen richtig als Rundbogen wirken zu lassen und um den Höhenversatz der Bögen zu gestalten.

Der Ballsaal war auch eine Idee von ihnen. Darüber habe ich mir dann Gedanken gemacht und versuche diese in die Tat umzusetzen. Dies ist nun der dritte und auch der letzte Bauabschnitt von diesem Schloß.

 

Damit hat dieses Gebäude eine Gesamtlänge von 2640mm und eine Breite von 1120mm.

 

Bis die Gesamthöhe fest steht, dauert es aber noch mal eine ganze Ewigkeit und das Dach wird auf Grund von unterschiedlichen Höhen, einigen Türmchen und verschiedenen Dachformen, auch wieder spannend.

 

 Der Bau des Ballsaals mit den vielen hohen Fenstern, den schmalen Pfeilern dazwischen und dem irre großen Gewölbe erwiesen sich doch als sehr schwierig.

 

Ich habe anfangs nicht so richtig daran geglaubt das dieses Gewölbe überhaupt machbar ist.

 

Es gab auch einen kurzen Moment der meine Zweifel bestätigte.

 

Erst nachdem ich Teile des letzten Gewölbe Abschnitts, zum Zweck der Fertigstellung abgestützt habe, konnte ich dieses fertigstellen und die Decke schliessen.

 

Dieser Saal geht in der Höhe über zwei Etagen und fällt damit auch etwas aus der Reihe zu den anderen Etagen. Dennoch ist die theoretische Begehbarkeit mit den Playmobil Figuren weiterhin gegeben, da entsprechende Treppen vorhanden sind.

 

Diese theoretische Begehbarkeit war ja eine Grundvoraussetzung für dieses Schloss.

 

 

Es ist tatsächlich gelungen dieses große Gewölbe zu bauen und nachdem die Montagestützen entfernt wurden hält es freitragend in sich. Die Errichtung dieses Gewölbes war aber statisch absolut grenzwertig. Auch was die dazugehörigen Aussenwände betrifft, da das Gewölbe mit seinem enormen Gewicht die schmalen Pfeiler zum Abknicken bringt. Richtig stabil wird das ganze erst durch mehr Gewicht der nachfolgenden Etage und dem Dach.

 

Auch die Brücke wurde mit dem Bau des Ballsaal Gewölbes fertig gestellt. Da der Ballsaal über zwei Etagen geht, fängt der Brückenbogen etwas unterhalb des Gewölbes an. Somit geht der dritte Brückenbogen in die eine Richtung und das Gewölbe in die andere Richtung dieser einen Aussenwand.

Wenn man statisch an die Grenzen des Machbaren geht, gibt es schon mal kleinere Rückschläge und dann liegen eben mal zwanzig Kilo dort wo sie nicht hingehören.

Das ganze Schloss ist nun so groß, daß ich es nur noch mit einem Weitwinkelobjektiv komplett auf ein Bild bekomme und selber fasziniert von der Größe bin.

 

Genau so etwas habe ich mir immer gewünscht. Vielleicht geht aber irgendwann noch etwas mehr?